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Ausstellung im Mai/Juni 2018

Erst wenn die Zeit reif ist,
blüht jede Sekunde auf,
entwickelt jede Minute
ein besonderes Aroma,
trägt jede Stunde
auch Früchte.

Die Fotografien von Helmut Neumann zeigen uns sehenswerte Ausschnitte unserer Wirklichkeit, lenken den Blick auf Details, die wir ohne ihn nie entdeckt hätten und wirken dabei wie ein treffendes Zitat einer blumigen Sprache.

Auf diese Art macht er den Duft, den Wohlgeruch der Pflanze, sichtbar.

Er sagt uns etwas durch die Blume und nutzt dafür einen Strauß ungewöhnlicher Perspektiven.

Ich staune immer wieder und frage mich: Auf welchen Feldern findet Helmut Neumann eigentlich so viel blühende Phantasie? Sind Blickfeld, Wirkungsfeld und Kraftfeld seine Betätigungsfelder? Eine Antwort fällt vielleicht nicht leicht, aber eines steht unumstößlich fest: Er beherrscht sein Feld!

Die Sache der Natur liegt für ihn in der Natur der Sache.

Und eines ist jetzt schon garantiert: Wer in seine Ausstellung geht, kommt zur Blüte.

Neulich, beim Einkaufen, sah ich eine Mutter mit zwei Kindern. Einem Mädchen, das vielleicht vier oder fünf war und ihren zwei Jahre älteren Bruder. Die Mutter überlegte offenbar, was sie noch in den Einkaufswagen legen wollte, während die Kinder sie genau beobachteten. Aus dem Kühlregal nahm sie eine Packung und sagte bedeutungsvoll: „Blätterteig!“ Der Junge wiederholte ebenso nachdrücklich: „Blatterteig!“ Er wandte sich dann an seine Schwester und sprach: „Das ist Blätterteig, daraus wachsen Bäume!“ Ich war ganz erstaunt und begeistert über derart viel Phantasie. Die Mutter aber überhaupt nicht, denn sie entgegnete: „Erzähle Deiner Schwester nicht immer solchen Unsinn!“

Dabei war es ja gar kein sinnloses Gerede, sondern bloß eine absurde Wortwörtlichkeit. Und genau solche Originalität, solche sprachliche Kreativität, solchen Einfallsreichtum brauchen wir. Geist muß manchmal unvernünftig sein.

Die Blütenfotografien haben etwas von einer achtsamen Eskapade, einer klugen Leichtsinnigkeit. Als raumgreifende Großformate nehmen sie ein Zimmer in Besitz, verlocken zum Hingucken. Und wirken dabei doppelt, denn wir sind beim Betrachten auch im Bilde.

Helmut Neumann malt mit der Kamera. Wo andere lediglich knipsen, komponiert er seine Werke. Dadurch bekommen seine Fotos einen eigenen Charakter. Seine Blüten haben Stil. Sind aber keine Stielblüten.

Wer großformatige Fotos von ihm in der eigenen Wohnung hat, wird schnell merken: Diese Bilder bringen Leben in die Bude. Ich spreche da aus Erfahrung, denn ich habe vier dieser Werke erworben. Arbeiten, die ihre Natur nicht verleugnen können. Sie sind aus dem Leben gegriffen. Original und originell. Diese Blüten sind keine Fälschungen

Helmut Neumann ist kein unbeschriebenes Blatt, sondern langjähriger Autor und Designer. Er studierte an der heutigen Muthesius-Kunsthochschule Kiel in den Fachbereichen Sozialwesen und Kommunikationsdesign. Der Künstler gehörte 1986 zu den Gründern der Produzenten-Galerie ZERO in Kiel und beschäftigt sich seit 1999 mit den unterschiedlichsten Aspekten der Blütenfotografie.

Als Sachbuchautor veröffentlichte er Arbeiten zu diversen Themen:
Internet, Datenschutz, Bildbearbeitung sowie digitale Fotografie für Einsteiger.

Seit 1982 sind seine Bildwerke in Einzelausstellungen und bei Ausstellungsbeteiligungen zu finden. Er präsentierte seine außerordentlichen Blütenfotografien beispielsweise in ausgewählten Gärten. Dort sah ich sie 2001 das erste Mal und war von der Idee, Bilder aus der Natur in der Natur zu zeigen, fasziniert. 2005 konzipierte er eine Sonderausstellung im NOCTALIS Fledermauszentrum Bad Segeberg, zwei Jahre später bei der ersten Ausgabe des internationalen Naturfilm-Festivals GREEN SCREEN in Eckernförde, 2010 konnte er im Landeshaus Kiel auch den hiesigen Politikern zeigen, was ihnen blüht. Zuletzt waren ausgewählte Großformate bei der Landesgartenschau in Eutin zu entdecken und sorgten für viel Aufsehen, Hinsehen und Ansehen. Und, wer weiß, vielleicht hat ja sogar schon bald das Fernsehen ein Einsehen und ermöglicht uns ein Wiedersehen mit Helmut Neumann.

Mit seinen märchenhaften Motiven ist er auf dem aufsteigenden Ast und ich wünsche ihm sehr, daß er nicht nur auf einen grünen Zweig kommt, sondern daß die Blüten für ihn zu Schlüsselblumen des Erfolges werden.

Denn er hat mit seinen Fotografien so viel Freude gesät, nun soll er auch Beifall ernten.

GERALD GROTE
Autor, Film-Regisseur und -Produzent